Fraunhofer ISI
Niedrigere Haushaltstrompreise durch Elektrofahrzeuge
Die Anzahl der Elektrofahrzeuge nimmt stetig zu. Da sie mit Strom fahren, haben sie Einfluss auf das gesamte Stromsystem und damit auch auf die Strompreise. Das Fraunhofer ISI hat errechnet, dass zwar voraussichtlich Investitionen in Stromnetze nötig sein werden, in Summe aber die Strompreise für Haushalte sinken können, wenn viele Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind.
Elektroautos haben weltweit deutliche Zuwachsraten, was Auswirkungen auf das gesamte Energiesystem hat. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat in einer aktuellen Studie den Einfluss der Elektromobilität auf die Haushaltsstrompreise in Deutschland im Jahr 2030 untersucht. Dieser Zeitpunkt wurde gewählt, da dann die Transformation des Energiesystems voraussichtlich weit fortgeschritten ist. Dies beinhaltet unter anderem, dass Elektrofahrzeuge und weitere Sektorkopplungstechnologien wie Wärmepumpen weit verbreitet sind.
Ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der künftigen Strompreise sind die Netznutzungsentgelte (NNE): Mehr als 90 Prozent der Kosten des Stromnetzes sind fixe Kosten, die den Verbrauchern über die NNE in Rechnung gestellt werden. Der höhere Stromabsatz durch Elektrofahrzeuge sorgt für eine bessere Auslastung des kapitalintensiven Stromnetzes. Dies könnte laut der Studie dazu führen, dass sich die spezifischen Entgelte reduzieren und dadurch die Strompreise für Haushalte deutlich sinken. Allerdings betonen die Autorinnen und Autoren der Studie, dass die Situation in den Verteilnetzen in Deutschland stark unterschiedlich ist und es in einzelnen Netzgebieten auch zu einem Strompreisanstieg durch höhere Netzentgelte kommen kann.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass relevante zusätzliche Netzinvestitionen durch Elektrofahrzeuge nur dann anfallen, wenn eine höhere Ladeleistung von 11 Kilowatt (kW) und mehr mit einer ungesteuerten Beladung von Elektrofahrzeugen zusammenkommt. Bei geringerer Ladeleistung oder einer gesteuerten Ladung der Elektrofahrzeuge fallen in der Regel keine zusätzlichen Netzinvestitionen an. Deshalb empfehlen die Autorinnen und Autoren, ein gesteuertes Beladen von Elektrofahrzeugen zu unterstützen, beispielsweise durch eine entsprechende Tarifgestaltung. Auch die technische Begrenzung der Ladeleistung auf 11 kW kann laut der Untersuchung sinnvoll sein – und würde die Mobilität der Fahrzeugnutzer so gut wie nicht einschränken.
Für 2030 geht das Forschungsteam bei seinen Berechnungen von vier Millionen Elektrofahrzeugen (etwa 10 Prozent des gesamten Pkw-Bestands) aus, die einen Nettostrombedarf von rund 11,6 Terawattstunden (TWh) haben werden. Die durch die Elektromobilität verursachte zusätzliche Nachfrage nach Strom führt dazu, dass Kraftwerke mit höheren variablen Kosten benötigt werden. Die Simulationsrechnungen des Fraunhofer ISI zeigen, dass dies den Strompreis in Deutschland leicht erhöhen würde. Auch hier würde gesteuertes Beladen dazu führen, dass Mehrkosten auf Seiten der Stromerzeugung niedriger ausfallen, weil dann der Ladevorgang in Zeiten verschoben wird, in denen Strom günstig zu Verfügung steht.
Die Autorinnen und Autoren der Studie haben die Einsparungen durch die bessere Auslastung der Stromnetze den Kosten für Kraftwerkseinsatz- und Netzinvestitionen gegenübergestellt. Prof. Dr. Martin Wietschel fasst zusammen: »Es hat sich gezeigt, dass in der Regel die entgeltsenkenden Effekte überwiegen und in Summe die Strompreise für deutsche Haushalte um bis zu vier Prozent gesenkt werden können.« Dafür sei es entscheidend, bei der Strompreisregulierung künftig die möglichen positiven Effekte der Elektromobilität zu berücksichtigen. Nur so könnten die durch die Elektromobilität potenziell sinkenden Strompreise auch bei den Haushalten in Deutschland ankommen.